Johann Adam Schall
von Bell wurde am 1. Mai 1592 als zweiter Sohn der Eheleute Heinrich Degenhard
Schall von Bell zu Lüftelberg und Maria Scheiffart von Merode, einer rheinischen
Adelsfamilie, geboren. Der Geburtsort lässt sich nicht mit Sicherheit
nachweisen; in der Regel wird Köln, wo die Familie ein Stadthaus in der Nähe von
St. Aposteln besaß, genannt. Darüber hinaus wird auch die Burg Lüftelberg, die
Anfang des 16. Jahrhunderts von Margarethe von Gymnich zu Lüftelberg als Mitgift
in die Familie Schall von Bell eingebracht worden war, als Geburtsort für
möglich gehalten.
J. A. Schall von Bell besucht zunächst das von Jesuiten
geleitete Collegium Tricoronatum in Köln. Von 1608 bis 1611 absolviert er am
Collegium Germanicum in Rom ein Studium u.a. der Mathematik und Astronomie,
bevor er am 21.10.1611 in den Jesuitenorden eintritt. 1613 beginnt er ein
Studium an der Gregoriana in Rom in den Fächern Theologie, Mathematik, Physik
und Astronomie, das
er 1617 abschließt. Im gleichen Jahr wird er zum Priester geweiht.
Mitte April 1618 reist J. A. Schall von Bell zusammen mit einer Gruppe anderer
Jesuiten von Lissabon nach Goa, um sich dort der China-Mission anzuschließen.
Bei einem anschließenden Aufenthalt in Macao (1619) lernt er chinesisch. Am
25.1.1623 schließlich erfolgt die Ankunft in Peking, wo er erste astronomische
Berechnungen vornimmt. Von 1627 bis 1630 hält sich J. A. Schall von Bell in
Singanfu (heute Xi'an) auf, wo er weitere Berechnungen von Mondfinsternissen
anstellt sowie geografische Arbeiten erledigt. 1630 nach Peking zurückbeordert,
erhält er den Auftrag, den chinesischen Kalender zu reformieren, eine Aufgabe
von großer politischer Bedeutung. Als Hofastronom wird J. A. Schall von Bell
Vorstand einer mathematischen Lehranstalt; 1640 schließlich übersetzt er
Agricolas "De re metallica" ins Chinesische.
Nach dem Untergang der
Ming-Dynastie (1644) wird J. A. Schall von Bell noch im gleichen Jahr als erster
Europäer Direktor des Kaiserlichen astronomischen Amtes und von Kaiser Shunzhi
aus der nachfolgenden Mandschu-Dynastie zunächst zum Mandarin 5. Klasse, 1658
dann zum Mandarin 1. Klasse ernannt und zu einem der wichtigsten Berater des
Kaisers.
1664 wird J. A. Schall von Bell nach dem plötzlichen Tod des Kaisers wegen
Hochverrats, Verbreitung einer falschen Religion und unrichtiger Berechnungen
verhaftet und 1665 zum Tode verurteilt. Ihm wird vorgeworfen, den Tod des
Kaisers dadurch provoziert zu haben, dass er Ort und Zeit der Beerdigung des
Kaisersohnes falsch berechnete. Gestützt wird die Anschuldigung durch Intrigen
von ortsansässigen Christen. Einige sich unmittelbar nach der Verurteilung
ereignende schwere Naturkatastrophen (Erscheinen eines Kometen - gilt als
Unglück verheißend - , schweres Erdbeben) führen zur Wiederaufnahme des
Verfahrens und schließlich zum Freispruch. Am 15. Mai 1665 wird J. A. Schall von
Bell von dem neuen Kaiser Kangxi aus der Haft entlassen.
Johann Adam Schall von Bell stirbt schließlich am 15. August 1666 im Alter von
74 Jahren in Peking.
Hier kann man noch eine sehr informative Dokumentation aus der ZDF-Mediathek ansehen.
Quellen: Alfons Väth Johann Adam Schall von Bell, Steyler Verlag, Nettetal 1991; Wikipedia; Peter Wrede