Dorfinitiative

Der fehlende Ton im "Dreiklang"

Von Anita Borhau-Karsten, 13.05.09, 20:43h

Die Lüftelberger Mühle nimmt Gestalt an. Das neue Mühlrad am denkmalgeschützten Fachwerkhäuschen in unmittelbarer Nähe der Wasserburg ist schon fast fertig. Die Mühle entsteht auf Initiative der Dorfgemeinschaft.

MECKENHEIM-LÜFTELBERG "Zu einer Mühle gehört einfach ein Mühlrad!" Für Birgit Kleipaß ist das keine Frage. Immer wieder wird sie von Vorbeikommenden nach dem ursprünglichen Zweck des denkmalgeschützten Fachwerkhäuschens in unmittelbarer Nähe der Wasserburg Lüftelberg gefragt. "Bald kann man sehen, dass es eine Mühle ist", freut sich die Mühlenbesitzerin darüber, dass das neue Mühlrad Gestalt annimmt. Auch ihr Mann Lothar Kleipaß unterstützt die Initiative der Lüftelberger Dorfgemeinschaft, das alte Mühlengebäude wieder mit einem Rad zu versehen.

"Die Lüftelberger Mühle hatte immer schon eine öffentliche Funktion. Nicht nur zum Getreidemahlen, vor allem auch zum Austausch kamen die Menschen früher hierher", betont Kleipaß, der das Haus 1994 mit seiner Frau als Ruine erworben hatte. Für den Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft, Ortsvorsteher Klaus Weiler, geht mit dem Bau des Mühlrades ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Die Lüftelberger Kirche St. Petrus, die mittelalterliche Wasserburg und die Mühle bilden nach Weilers Vorstellung einen "Dreiklang", der nun komplettiert wird.

Bereits 2000 war auf Initiative des damaligen Ratsherrn Weiler von der Stadt Meckenheim ein Gutachten erstellt worden, in dem die Wiederherstellung des Mühlrades als wesentlicher Aspekt für die Bereicherung des Ortsbildes von Lüftelberg befürwortet wurde. Im selben Jahr gründete sich, ebenfalls auf Initiative Weilers, die Dorfgemeinschaft mit dem Ziel, das örtliche Kulturgut zu pflegen. Mit Hilfe von Sponsorengeldern und den Einnahmen aus dem Lüftelberger Weihnachtmarkt, der alljährlich am dritten Advent im Innenhof der Wasserburg stattfindet, werden die Projekte finanziert. „Das Mühlrad ist eindeutig unser größtes Projekt“, verrät Weiler. Insgesamt 40 000 Euro veranschlagt der rührige Verein, der sich über Sponsorengelder freuen würde. Nicht mitgerechnet bei den Kosten ist die Eigenleistung, die die Dorfbewohner erbringen. "Das Mühlrad ist eine Gemeinschaftsleistung", betont Weiler, "Jeder hilft so, wie er kann, und bringt sein Know-how ein." Der wichtigste Mann sei eindeutig Betonbauer Heiko Simons, der unermüdlich das Betonbecken fürs neue Mühlrad vorbereitet.

Nur wenig ist über die Geschichte der alten Lüftelberger Mühle bekannt. Sie gehörte zur Burg und wurde 1664 erstmals urkundlich erwähnt. Gespeist wurde der knapp zwei Kilometer lange Mühlgraben aus dem Swistbach. In einem Mühlweiher oberhalb des Mühlengebäudes - dort, wo heute bei Veranstaltungen in der Burg eine Wiese als Parkplatz dient - wurde das Wasser durch ein Wehr gestaut, um nur bei Bedarf das Mühlrad anzutreiben. Wann der Mühlenbetrieb eingestellt wurde, ist nicht geklärt. Bis 1992 diente die Mühle als Wohnhaus. Dann stand sie leer, bis das Ehepaar Kleipaß das Kleinod vom Burgherrn Carl-Hubertus von Jordans erwarb und gemeinsam mit dem Theaterverein Lüftelberg, der ebenfalls ein Zuhause suchte, sanierte. Der Mühlenraum wird seither vom Theaterverein als Vereinsraum genutzt.

Das neue Mühlrad, eine Stahl-Holz-Konstruktion mit einem Durchmesser von knapp fünf Metern, ähnelt vermutlich dem letzten originalen Mühlrad. "Wir haben gründlich recherchiert", betont Weiler. "An diesem Rad werden unsere Enkel noch Freude haben", so seine Prognose. Noch nicht geklärt ist die endgültige Wasserversorgung.

Zur Einweihung ist ein Provisorium geplant. Ideal für die Dorfgemeinschaft wäre es, die ursprüngliche Wasserführung über den alten Mühlgraben wieder herzustellen. Davon würde auch die Burg Lüftelberg profitieren, deren Burggraben - anders als ursprünglich - zurzeit mit Hilfe einer Pumpe durch Grundwasser gespeist wird, nachdem der Erftverband vor etwa 30 Jahren dem damaligen Burgherrn Ferdinand von Jordans die Wasserrechte entzogen hatte.

Voraussichtlich im August wird das Mühlrad von einem Kran von seinem jetzigen Standort ins Betonbecken am Haus gehievt. Am 13. September zum "Tag des offenen Denkmals" soll das Rad feierlich eingeweiht werden.


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